Logenhistorie

Die Gründung der Johannisloge Minerva hat ihren Ursprung im Bestreben des Ordensgründers, Br. Wilhelm von Zinnendorf, Generalarzt der Preußischen Armee und Begründer des Sanitätswesens, und Br. Lewin von Geusau, eine Loge nach dem „Schwedischen System“ in Preußen zu errichten.

Im März 1768 trafen sich Wilhelm von Zinnendorf und Lewin von Geusau mit einem Teil der begründenden Brüder in Zehlendorf („Zehlendorfer Treffen“), um die zeitnahe Errichtung der ersten Johannisloge schwedischer Lehrart zu vereinbaren.

Am 13. Mai 1768, im Lokal „Gerlachscher Garten“ vor dem Nauener Tor, brachte der Ordensgründer das Licht in die Loge ein. Sie gab sich den Namen „Minerva“. Der Name Minerva wurde nicht ohne hinlänglichen Grund gewählt. Nach damaligem Verständnis spiegelten die Eigenschaften, die mit der Göttin Minerva verbunden wurden, viele der Tugenden wider, denen ein Freimaurer nachzukommen hatte.

Unter den Mitstiftern fand sich der preußische Hoch- und Schwertadel versammelt.

Nach zweieinhalb Jahren fassten Offiziere eines Infanterie-Bataillons, die der Minerva angehörten und ausersehen waren, die spätere Besatzung der neubefestigten Festung Schweidnitz zu werden, den Entschluss, eine Tochterloge zu gründen. Sie nannten die Loge „Herkules“. Die Gründung wurde am 5. Juli 1770 unter der Matrikelnummer 6 vollzogen. Die Loge Herkules arbeitete in Potsdam, Reichenbach und Silberberg, ehe sie 1775 Standquartier in Schweidnitz bezog.

Die Minerva arbeitete 62 Jahre in gemieteten Räumen, im „Gerlachschen Garten“. 1830 wurde das Grundstück Kiezstr. 10 in Potsdam erworben und am 26. Mai 1830 fand unter der Hammerführung des Vorsitzenden Meisters, Br. Johann Wilhelm von Wiebel (Generalstabsarzt und erster Leibarzt des Königs), die Lichteinbringung in das neue Haus statt. 1844 wurde, vom Protektor Prinz Wilhelm von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm I.) angeregt, ein Neu- und Umbau der Tempel ausgeführt und am Geburtstag des Protektors am 22. März 1845 feierlich in seiner Anwesenheit eingeweiht.

Im Zeitraum 1768 bis 1935 wuchs die Mitgliederzahl der Minerva stetig an. Nach Ausgründung der Johannisloge Herkules gehörten der Minerva noch 48 Brüder an. Zum 50. Stiftungsfest betrug die Mitgliederzahl 60, nach 100 Jahren 116 Brüder. Im Mitgliederverzeichnis 1932/33 waren 163 Brüder in die Matrikel eingetragen.

Im Juli 1935 lösten sich die drei altpreußischen Großlogen selbst auf, am 8. August 1935 wurde die Schließung aller Logen verkündet. Im Zeitraum 1935 bis 1945 sind Aktivitäten der Minerva nicht dokumentiert.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es jedoch noch 23 Jahre, bis am 13. Oktober 1968 die Minerva in Berlin ihre Reaktivierung feierte und gleichzeitig das 201. Logenjahr eröffnete. Da eine Reaktivierung in Potsdam, also auf dem Staatsgebiet der damaligen DDR, nicht möglich war, musste sie im neuen Ordenshaus der Großen Landesloge in West-Berlin erfolgen. Die Minerva war fortan eine Berliner Loge.

Die politische Wende in der DDR im Herbst 1989 und die sich anschließende Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 stellte eine erneute Wandlung der äußeren Umstände dar. Zum einen kamen Suchende nun auch von außerhalb der Berliner Stadtgrenzen, zum anderen bestand der Wunsch der Brüder nach einer Rückübertragung des Logenhauses in der Kiezstraße, um die Arbeit wieder in Potsdam aufnehmen zu können. Bereits 1990 meldete die Minerva einen Rückübertragungsanspruch beim Amt für offene Vermögensfragen an, der später (2002) an die Große Landesloge abgetreten wurde. Im Ergebnis eines langjährigen Rechtsstreits erfolgte zwar eine Entschädigung des Vermögenswertes, die Rückgabe des Logenhauses blieb jedoch aus.

Im Ergebnis sieht sich die Minerva als Berliner Loge mit Potsdamer Wurzeln.